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„Sie wollte sterben, aber zugleich auch in Paris wohnen…“
Traurig aber wahr… Madame Bovary, eine junge Frau, die in einem Kloster aufgewachsen ist und dort ihre Vorliebe für die romantische Literatur gefunden hat, leidet nach ihrer traumhaften Hochzeit mit dem Landarzt Charles Bovary an der Mittelmäßigkeit des Ehealltags, was schlussendlich zu ihrem tragischen Tod führt.
Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen zu meinem Blog-Beitrag über das berühmte und tragische Werk „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert. Dieses Buch gilt als ein Meisterwerk der französischen Literatur und als bedeutendes Werk des Realismus. Der Roman erzählt die Geschichte von Emma Bovary, einer jungen Frau, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist und nach dem Glück und der Erfüllung sucht. Flaubert beschreibt nicht nur Emmas inneren Kämpfe und Träume, sondern auch die soziale Realität des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Durch eine präzise Beschreibung der Details des täglichen Lebens und der sozialen Konventionen dieser Zeit zeigt Flaubert, wie die Gesellschaft das Leben von Menschen wie Emma Bovary bestimmt hat.
In diesem Sinne ist „Madame Bovary“ ein bedeutendes Beispiel für den Realismus, eine literarische Bewegung, die sich darauf konzentriert, das Leben und die Gesellschaft so darzustellen, wie sie wirklich sind, ohne romantische Verzerrungen oder Idealisierungen.
„Madame Bovary“ gilt bis heute als ein wichtiges Beispiel der literarischen Strömung… Warum dies so ist, erfahrt ihr beim Weiterlesen.
Wie schon beschrieben, ist Madame Bovary eine junge Ehefrau und Mutter, die unzufrieden mit ihrem langweiligen Leben ist. Sie wünscht und sehnt sich nach Abenteuer und Romantik, die sie in den Büchern findet, die sie liest. Traurigerweise ist ihre Realität weit weg von ihren Wünschen und Vorstellungen. Um ihren Depressionen und ihrem langweiligen Alltag zu entfliehen, beginnt sie deshalb Affären zu haben und sich ihren Wunsch nach einem luxuriösen Leben zu erfüllen. Sie beginnt immer mehr Geld für ihre schönen und reichgeschmückten Kleider auszugeben, damit sie ihre Liebhaber beeindrucken kann. Dadurch verschuldet sie sich jedoch immer höher und ihr Glück ist dadurch natürlich nicht langfristig. Ihre Schulden bereiten ihr große Sorgen und mit der Zeit auch kleine Probleme, jedoch blendet sie diese aus, indem sie sich mehr Kleider kauft, um der Realität zu entfliehen.
Madame Bovarys Handlungen zeigen somit auf eindringliche Weise, wie der gesellschaftliche Wandel das Individuum beeinflussen kann und wie Menschen versuchen, in einer sich verändernden Welt ihren Platz zu finden. Die Darstellung der Figuren und ihrer Handlungen ist dabei so realistisch und detailliert, dass das Werk bis heute als Meisterwerk des literarischen Realismus gilt.
Für ihre Affären, Rodolphe Boulanger und Léon Dupuis, tut Emma so gut wie alles. Sie riskiert, ihren Mann anzulügen, um ihre Geliebten sehen zu können. Trotz der Risiken, die Emma eingegangen ist, kann und will keiner von den beiden Männern ihr mit dem Schuldenberg helfen. Am Ende des Tages ist sie wieder auf sich selber gestellt und muss einen Weg finden, um dieses Problem zu lösen.
Flaubert hat hiermit sichergestellt, dass die Hauptfigur Madame Bovary eine Frau ist, die den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen kann oder will, und sich deshalb in Träumereien und Affären flüchtet. Sie steht für eine neue Generation von Frauen, die sich von den alten gesellschaftlichen Normen befreien will.
Madame Bovarys Geschichte hat jedoch ein trauriges Ende. Als ihr Schuldenberg immer höher wird und sie diesen nicht begleichen kann, kommt es zur Pfändung. Die Eigentümer ihres Mannes sowie die ihren stehen zum Verkauf. Somit haben beide keinen Besitz mehr, was eigentlich bedeutet, dass sie auf der Straße landen würden. Madame Bovary will dies nicht wahr haben, woraufhin sie sich dann mit Arsen vergiftet und stirbt.
Madame Bovary identifiziert sich mit einem blinden Bettler, da sie immer wieder ihrer Realität und ihrem eigentlichem Schicksal entflohen ist. Außerdem stellt sie Flaubert als kalte, hoffnungslose und jämmerliche Heldin dar, da sie nicht nur an ihren Leidenschaften scheitert, sondern auch, während sie Schulden anhäuft, viele Lügen erzählt und sich zum Schluss auch noch das Leben nimmt, um ihrer problematischen Situation zu entfliehen, aus der sie nicht ohne Weiteres herausgekommen wäre. Den Tod hat sich Madame Bovary heroisch vorgestellt, da dieser sozusagen ihre Zuflucht aus ihrer bitteren und trostlosen Realität ist.
Flaubert zeigt aber auch die Grenzen des gesellschaftlichen Wandels auf. Madame Bovarys Befreiungsversuche enden jedesmal in einer Tragödie. Dies beweist, dass die alte Gesellschaftsordnung noch immer stark genug ist, um solche Ausbrüche zu verhindern.
Der Realismus wird hier also sehr gut dargestellt, da Flaubert sich mit seinem Werk gegen das Romantische richtet. Er stellt eine langweilige Ehe da, die so gut wie keine romantische Liebesgeschichte beinhaltet. Außerdem leidet Madame Bovary an der „romantischen Krankheit“, was bedeutet, dass sie nie eine romantische Beziehung führen kann, ohne dass diese ruiniert wird oder aus einer großen Lüge entsteht.
Insgesamt ist „Madame Bovary“ also ein Werk, das den gesellschaftlichen Wandel in Frankreich des 19. Jahrhunderts auf vielschichtige Weise widerspiegelt und dabei die Hoffnungen und Träume, aber auch die Grenzen dieses Wandels zeigt. Die Verlogenheit der bürgerlichen Gesellschaft, die Flaubert darstellt, ist hierbei ebenfalls nicht zu übersehen. Madame Bovarys Existenz besteht aus Langeweile, da sie an der Mittelmäßigkeit leidet, aus der sie keine Fluchtmöglichkeit finden kann.
Schlussendlich ist zu sagen, dass sich Flaubert mit seinem berühmten Werk gegen den „romantischen Kitsch“ richtet, da er ein möglichst realistisches Bild der Gesellschaft und ihrer Probleme darstellen wollte.
„Sie wollte sterben, aber zugleich auch in Paris wohnen“ stellt Madame Bovarys Leben auf tragische Art und Weise dar. Paris war für sie das Symbol der Welt, die sie unbedingt erleben wollte. Sie glaubte, dass Paris ihr die Möglichkeit bieten würde, aus ihrem eintönigen Leben auszubrechen und all die Dinge zu erleben, die sie sich erträumt hatte: Mode, Kunst, Theater und die Aufregungen einer großen Stadt. Paris war für sie der Inbegriff des modernen, pulsierenden Lebens, das sie in ihrer Ehe mit dem biederen Charles Bovary vermisste.
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„Was über Menschen gesagt wird, ob wahr oder falsch, nimmt in ihrem Schicksal und insbesondere in ihrem Leben ebenso viel Platz ein wie das, was sie tun“.
Das Titelzitat lässt sich in „Die Elenden“ von Victor Hugo wiederfinden.
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Blog-Post geht es um das genannte Buch, den bekanntesten Sozialroman, mit so viel gesellschaftlicher Relevanz und Bezug zum Realismus, dass nicht nur dieser Blog-Post dazu angefertigt werden musste, sondern ein Musical (Les Misérables von Claude-Michel Schönberg, sehr bekannt) und ganze 22 Filme (darunter einer sogar mit Besetzung von Anne Hathaway und Amanda Seyfried)! Worum es genau in „Die Elenden“ geht und warum es eine so großartige Rolle für den gesellschaftlichen Wandel spielte, wird in diesem Blog erläutert.
Der Regierung um 1830 zum Trotz setzte sich Victor Hugo, der Autor des Werkes, für Demokratie, eine Abschaffung der Todesstrafe und eine humane Strafjustiz ein. Er selbst und auch seine Ziele wurden vom Volk geliebt. In „Die Elenden“ gewinnt die Hauptfigur aufgrund von Nächstenliebe. Eine Nächstenliebe, die dem Gesetz überlegen ist. Das leicht idealistische Bild wird durch eine neutrale, realitätsnahe Darstellung der entsprechenden Zeit verkörpert. Der Realismus erfasst die Welt objektiv, insbesondere auffällige Situationen. Dargestellt wird die französische Gesellschaft von der Zeit Napoleons bis zu der von Louis Philippe. Erwähnt werden die Waterloo Schlacht und die Arbeiteraufstände um 1830.
Die Ausgangssituation der Hauptfigur, Jean Valjean, ein großer, bärenstarker Mann, ist alles andere als super. Er hat 19 Jahre Haft für den Diebstahl eines Stückes Brot und mehrere Fluchtversuche hinter sich. Durch seine Begegnung mit Bienvenu, dem Bischof der französischen Kleinstadt Digne, verändert sich seine Weltansicht. Bienvenu ist ein herzensguter, heiterer alter Mann, der sein bescheidenes Leben den Armen widmet. Valjean stiehlt dem Bischof nachts Silberbesteck und wird auf der Flucht von der Polizei aufgegriffen. Bienvenu behauptet nicht nur, er habe seinem Gast das Silber freiwillig überlassen, sondern schenkt Valjean zusätzlich auch noch zwei wertvolle Leuchter. Valjean sieht es als eine Mahnung des Bischofs zu einem ehrlichen Leben. Er macht sich auf den Weg und raubt einem kleinen Jungen ein Geldstück. Plötzlich plagt ihn sein Gewissen schrecklich, er erkennt die unendliche Güte seines Wohltäters und nimmt sich vor, für den Rest seines Lebens diesem leuchtenden Beispiel nachzueifern. Mit dieser Einstellung ändert er seinen Namen zu Madeleine und nimmt sein Leben selbst in die Hand. Er erarbeitet sich Bildung, Reichtum sowie Ansehen und wird Fabrikant und Bürgermeister. In seiner Fabrik arbeitet eine alleinerziehende Frau, Fantine. Obwohl sie nichts getan hat, wird sie von Inspektor Javert, einem Polizisten, verhaftet. Sie wird von Jean Valjean gerettet und aufgrund ihres Zustandes von ihm ins Krankenhaus gebracht. Dort wird ein Unschuldiger angeklagt, Valjean zu sein, worauf er sich ergibt und verhaftet wird. Er flieht allerdings und widmet nun sein Leben Cosette, Fantines Tochter. Valjean gewinnt wieder an Vermögen und wird unter dem Namen Fauchelevent zu einem bekannten Wohltäter.
Es wird deutlich, dass die ganze Geschichte ein Appell für die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft und eine Bekämpfung der Armut ist. Der Mensch kann sich immer ändern und für einen guten Zweck kämpfen. Wichtig ist eine Läuterung des Individuums, da gesellschaftliche Entwicklung nur durch die Entwicklung des Menschen selbst erfolgt. Im Hinblick auf die soziale und politische Situtation der 1830er Jahre lässt sich erkennen, dass Victor Hugo die Leser dazu auffordert, sich zu ändern und für ihre Ziele bzw. gegen die Regierung zu kämpfen. Valjean und Corsette kämpfen für soziale Gerechtigkeit. Durch Güte und Menschlichkeit überwindet Valjean alle äußeren und inneren Widerstände und stirbt am Ende versöhnt mit sich und der Welt. Dies lehrt und beeinflusst den Leser. Wie im Titelzitat beschrieben, ändern sich die Meinungen anderer über einen nur, wenn man seine Handlungen verändert. Valjean ist ein perfektes Beispiel für diese These. Er wird als Sträfling verachtet und später als Wohltäter geliebt. Der Leser fängt somit an zu glauben, dass er immer eine Chance hat, egal wie alt oder mit welchem Ansehen. Victor Hugo beendete die Arbeit an seinem sozialkritischen Roman 1862, als er auf der Kanalinsel Guernsey im Exil lebte. Dorthin geschickt wurde er für seinen Kampf für die Freiheit. Seine Bemühungen waren allerdings alles andere als umsonst. „Die Elenden“ inspirierte zahlreiche Menschen. Dies lag eben genau daran, dass so viele gesellschaftliche Themen angesprochen wurden. Neben den Figuren ist der Pariser Juniaufstand von 1832 das zentrale Ereignis des Romans. Hugo schildert ihn mit deutlicher Sympathie für die aufständischen Republikaner. An der Barrikade treffen alle positiven Haupt- und Nebenfiguren des Romans zusammen, um darzustellen, wie wichtig es ist, gegen die Regierung anzutreten: Man soll sich ein Beispiel an diesen Figuren nehmen.
Zusammenfassend wird deutlich, dass das Werk Hugos einen großen gesellschaftlichen Wandel unterstützt und dies als Appell im Werk zu erkennen ist. Valjean spielt eine Rolle, in die sich jeder hineinversetzen kann. Er inspiriert die Bürger.
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„A very little key will open a very heavy door.“
Photo by Pixabay on Pexels.com „David Copperfield“ und die Epoche des Realismus
„A very little key will open a very heavy door.“ Dies Zitat beschreibt die Erzählung sehr gut, denn Charles Dickens Roman „David Copperfield“ zeigt den gesellschaftlichen Wandel in den 1850er Jahren sehr deutlich. Der Roman wurde in den 1850er Jahren geschrieben, einer Zeit des tiefgreifenden Wandels in Großbritannien und der Welt, als die industrielle Revolution und die damit einhergehenden sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen das Land transformierten. Außerdem ist es ein Roman, der den Realismus in der Literatur des 19. Jahrhunderts repräsentiert. Der Roman zeichnet sich durch eine detaillierte Beschreibung der gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit aus, insbesondere der sozialen Ungerechtigkeiten, der Armut, der Ausbeutung der Arbeiter und der Korruption. Dabei werden sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte der industriellen Revolution in England erläutert.
„David Copperfield“ ist ein Roman von Charles Dickens, der zunächst in England veröffentlicht wurde. Der Roman erzählt die Geschichte des jungen David Copperfield, der seine Kindheit und Jugend in England im 19. Jahrhundert verbringt. Die Handlung des Romans folgt David auf seinem Weg von einer unglücklichen Kindheit und Jugend, durch verschiedene Berufe und Lebensphasen, bis hin zu einem glücklichen Leben als erfolgreicher Schriftsteller. Unterwegs begegnet David vielen wichtigen Figuren, von denen die meisten ihn oder seine Laufbahn ein Leben lang beeinflussen, darunter seine boshafte Stiefmutter und sein brutaler Stiefvater, die ihm das Leben schwer machen, aber auch Menschen, die ihm helfen und ihn auf seinem Weg überstützen, wie die exzentrische Tante Betsey und der warmherzige Mr. Micawber. Während David verschiedene Erfahrungen macht, durchlebt er viele Herausforderungen und Schwierigkeiten. Zum Beispiel musste er als Kind in einer Fabrik arbeiten, bevor er von seiner Tante gerettet wird. Später wird er in eine unglückliche Ehe gezwungen, bevor er schließlich seine wahre Liebe findet.
In dem Roman werden verschiedene Aspekte des sozialen Wandels dargestellt. Zum Beispiel wird die wachsende Bedeutung der Bildung und des Bildungssystems gezeigt, insbesondere in Bezug auf den Zugang von Kindern aus ärmeren Familien zu Bildungsmöglichkeiten. David Copperfield selbst ist ein Beispiel für einen solchen sozialen Wandel, da er ursprünglich aus einer armen Familie stammt, jedoch durch seine Bildung und seinen Ehrgeiz erfolgreich wird. Darüber hinaus spiegelt der Roman auch die Veränderungen in der Rolle von Frauen und ihren Rechten wider. Die Figur der Agnes, Davids enger Freundin und späterer Ehefrau, repräsentiert den Wandel von einer traditionell untergeordneten Rolle für Frauen hin zu mehr Bildung, Unabhängigkeit und Emanzipation. Dickens verwendet auch verschiedene literarische Techniken, um den sozialen Wandel in seinem Werk zu reflektieren. So nutzt er zum Beispiel die Figur des Mr. Micawber, um die Auswirkungen von Armut und Schulden auf Familien zu zeigen. Gleichzeitig zeigt er aber auch, wie Micawber trotz seiner schwierigen Lage und der widrigen Umstände, in denen er lebt, seinen Optimismus und seine positive Einstellung bewahrt. Insgesamt zeigt „David Copperfield“ also, wie die literarische Darstellung von Figuren, Ereignissen und Themen in der Literatur eng mit den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Gesellschaft verbunden ist. Durch die Verwendung von literarischen Mitteln wie Symbolik, Metaphern und Kontrasten kann der Autor den Leser auf diese Veränderungen aufmerksam machen und ihm helfen, sie besser zu verstehen.
Ein weiteres Merkmal des Realismus, das in „David Copperfield“ zu finden ist, ist die Fokussierung auf die Wirklichkeit des Alltagslebens. Der Roman zeigt die täglichen Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen die Menschen konfrontiert sind, wie beispielsweise finanzielle Schwierigkeiten, familiäre Konflikte, Bildung, Arbeit und Beziehungen. Die Komplexität der Figuren ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt des Realismus, der in diesem Roman zum Tragen kommt. Die Charaktere sind realistisch und facettenreich gezeichnet, insbesondere der Protagonist David Copperfield, der viele Herausforderungen zu meistern hat und eine Vielzahl von Emotionen durchlebt. Ein weiteres Kennzeichen des Realismus ist die Verwendung authentischer Sprache. In „David Copperfield“ wird die Sprache verwendet, die der Sprache der Menschen der damaligen Zeit ähnelt. Es werden viele verschiedene Dialekte und Sprachformen verwendet, um die Unterschiede zwischen den verschiedenen sozialen Schichten und Regionen zu verdeutlichen. Schließlich nutzt Dickens den Roman, um soziale Missstände anzuprangern und für Veränderungen einzutreten. Er kritisiert beispielsweise das Schulsystem, das zu dieser Zeit für viele Kinder unzureichend war, und zeigt die negativen Auswirkungen von Armut und sozialer Ungerechtigkeit auf das Leben der Menschen.
Zusammenfassend spiegelt „David Copperfield“ viele der Merkmale des Realismus wider, die in der Literatur des 19. Jahrhunderts häufig zu finden sind. Der Roman beschreibt die Zustände seiner Zeit und ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Art von Literatur, die die soziale, politische und wirtschaftliche Realität ihrer Zeit aufgreift und darstellt. Zudem stellt er auch den gesellschaftlichem Wandel um 1850 dar, denn gerade in dieser Zeit fingen die Menschen an Änderungen zu fordern.
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„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ – Ben Gurion
Liebe Leser:innen,
wahrscheinlich sind Sie alle vertraut mit der Aufklärung, Romantik, Vormärz und so weiter – sie alle sind Epochen in der deutschen Literatur. Weniger bekannt ist der Realismus. Was wir unter Realismus verstehen? Ist doch klar, eben die ganze Welt, wie sie so ist und wie sie sich dreht. Nun, um Ihnen und euch den Realismus etwas näher zu bringen, haben wir uns jeweils mit einem Werk dieser Epoche beschäftigt. Eines davon: „Der Schimmelreiter“.
„Toll, es geht um Pferde“, dachte ich zumindest, als ich mich höchst erfreut meldete, um dieses Werk zu übernehmen. Eine kurze Recherche später: „Nein, es geht ganz klar nicht um Pferde“. Die Realität könnte nicht weiter entfernt sein. In „Der Schimmelreiter“ geht es nämlich keines Wegs um Pferde, sondern um einen Deichgrafen. Es war mir etwas peinlich, als ich googeln musste, was ein Deichgraf ist. Es stellt sich heraus: „Der Deichgraf ist der Vorsteher eines Deichverbandes; dieser errichtete die Deiche und hält sie instand.“ Danke Wikipedia!
Da ich nicht davon ausgehe, dass jeder von Ihnen und euch diese Novelle gelesen hat, hier eine kleine Zusammenfassung:
Schon als Kind zeigt der ungewöhnlich begabte Hauke Haien Interesse an der Deichbaukunst. Er tritt als Knecht in die Dienste des alten Deichgrafen und wird bald zu seiner rechten Hand. Kurz nachdem der alte Deichgraf gestorben ist, heiratet Hauke dessen Tochter. Dadurch gelingt ihm der gesellschaftliche Aufstieg vom einfachen Knecht zum neuen Deichgrafen, doch das schafft ihm einige Neider.
Als er den Bau eines sichereren Deiches durchsetzt, der ein verbessertes, von ihm ersonnenes, neuartiges Profil erhalten soll, schlägt ihm aus dem Dorf Unmut entgegen. Während des Deichbaus verstärkt sich der Widerstand. Aberglaube lässt Hauke in den Augen der Dorfbevölkerung zu einer unheimlichen Gestalt werden.
Zermürbt von der Feindseligkeit übersieht er einen Schaden am Deich. Die nächste Sturmflut bringt die Katastrophe, der Deich bricht an der Schwachstelle; er und seine Familie kommen im Wasser um.
Was hat das ganze jetzt mit dem Realismus zu tun?
Mit der bürgerlichen Revolution 1848 und dem Scheitern dieser beginnt die Epoche des Realismus. Die Träger der Revolution (das Bürgertum) verzichten auf die politische Macht und erkaufen sich so Wohlstand und soziale Ordnung. 1871 während der Gründerzeit (Einigung Deutschlands) kommt es zu einem Aufschwung, durch den Deutschland zu einem hochentwickelten Industriestaat reift. Firmen wie z.B. Krupps und Siemens prägen zu dieser Zeit die Industrie. Durch die Industrialisierung wächst die Bevölkerung stark und die Städte vergrößern sich. Die Industriearbeiter werden sehr schlecht bezahlt, so dass oft auch die Familien mitarbeiten müssen.
Widmen wir uns dem Menschenbild im Realismus lässt sich feststellen, dass die damals in Stände unterteilte Gesellschaft dem Idealbild des Menschen entspricht. Für den Menschen steht im Realismus sein persönliches Schicksal und seine individuelle Eigenart im Hinblick auf die soziale Umgebung im Vordergrund. Der Fokus auf das Materiellen war in dieser Zeit sehr hoch. Zugleich entsteht die Frage, ob eine Welt, in der die bloße Materie zählt, wirklich erstrebenswert sei. Im Zuge der naturwissenschaftlich-technischen Orientierung und bedeutenden Erfindungen setzt sich ein Glaube an die Wissenschaft durch. Die Gesellschaft spielt eine große Rolle, doch auch die Familie ist von Bedeutung. Sie wird oft und gerne erwähnt. Daher könnte man sagen, der Mensch ist ein handelndes Subjekt seiner Welt und kann sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Des Weiteren hat der Realismus eine bestimmte Darstellungsform. Das Leben wird detailliert beschrieben und es wird darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um eine Erzählung handelt. Zudem ist es wichtig, dass nicht nur Elend und Leid dargestellt werden. Ganz im Gegenteil, willkürliche Situationen aus dem Leben werden rausgepickt und künstlerisch „angereichert“. Lebens- und Arbeitsbedingungen des Menschen stehen im Fokus, ihr Alltag wird widergespiegelt. All diese Merkmale finden sich in der Novelle wieder. Zum Beispiel kann Hauke Elke erst heiraten, als er beruflich aufgestiegen ist, denn Elke steht gesellschaftlich höher als er. Somit wäre diese Heirat unangebracht gewesen.
Doch auch literarisch ist der Realismus einzigartig.
Diese Ära ist, wie der Name schon sagt, von Werken geprägt, die versuchen, der Realität so nahe wie möglich zu kommen. Allerdings haben die Autoren nicht alles neutral dargestellt und versucht, die Schönheit im Alltag zu finden. Sie taten dies, indem sie nach bestimmten Details, wie zum Beispiel bestimmten Objekten, suchten und diese genauer beschrieben. Mit dieser präzisen Beschreibung und Überzeichnung schufen sie aus gewöhnlichen Objekten etwas Außergewöhnliches. Deshalb kann man den Realismus auch poetischen Realismus nennen. Realistische Autoren verlassen sich oft auf Beschreibungen von Orten und Landschaften und stellen das Innere einer Person dar, entweder bildlich oder figurativ. In vielen Fällen spielt die allgemein vertraute Umgebung eine große Rolle für den Realismus. Als Heimat für Handlungsszenen und Figuren spielt die sogenannte Regionalismus-Unterkategorie des Realismus eine Rolle. Gleichzeitig ist die Behandlung der Vergangenheit durch den Historismus ein Lieblingsmotiv des Autors. Die Formulierungen sind absichtlich vereinfacht, damit die meisten Leser diese Symbolik verstehen und selbst beurteilen können. Aus diesem Grund haben die Autoren darauf verzichtet, sich kritisch zu äußern und ihre eigene Meinung zurückgehalten, um die Meinung der Leser zu beeinflussen. Sie haben eine klare Sprache verwendet, aber einige Details ausgeschmückt. Die Kritik wurde nur indirekt geäußert und überließ das endgültige Urteil dem Leser.
Allerdings gab es auch humorvolle Geschichten, in denen Kritik eindringlich durch Sarkasmus und Satire vorgetragen wurde. Durch Humor gelang es den Autoren, die nicht so schönen Seiten des Lebens aus der Distanz zu betrachten und Unzufriedenheit direkter zu kritisieren.
Also nein, der Realismus ist nicht nur realistisch, sondern beschäftigt sich mit realistischen Situation und reichert sie mit etwas Fantasie an. Die verschiedenen Geschichten sind einzigartig, so wie jeder Tag im Leben eines Menschen. Denn das ist der Zweck der Literatur im Realismus. Das Leben der „Normalos“ darzustellen.
Und auch wenn Sie nun gefühlt 500 mal das Wort „Realismus“ lesen mussten, hoffe ich doch sehr, Sie sind dem Thema etwas näher gekommen.
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„John Maynard“ Analyse auf Berücksichtigung des Realismus, von Elias Willner
John Maynard von Theodor Fontane
Der folgende Blog wird sich mit der spannenden Ballade „John Maynard“ von dem einzigartigen Revolutionär Theodor Fontane beschäftigen und ist wohl sein berühmtestes Werk des Realismus.
In John Maynard von Theodor Fontane tritt der Realismus auf verschiedene Weisen auf. Der Realismus als literarische Bewegung hatte im 19. Jahrhundert seine Hochzeit. Im Gegensatz zur Romantik sollte der Realismus die Wirklichkeit nicht verschönert, sondern tatsächlich der Wirklichkeit entsprechend beschreiben.
In John Maynard wird besonders viel Aufmerksamkeit auf die Naturkatastrophe und den Schiffuntergang gelegt. Fontane beschreibt den Schiffuntergang so lebhaft und bildlich, dass man gefühlt die Flammen und die Rauchwolken, die das Schiff bis zur Unkenntlichkeit verzehren, und das Wasser, das gegen die Felsen schlägt, wahrnehmen kann. Währenddessen beschreibt Fontane auch die Reaktion der Crew und Passagiere in genauesten Details und mit allen Einzelheiten.
Dazu noch beschreibt Fontane die Umstände, die währenddessen im Umland herrschen, wie z. B. die Wetterbedingungen und Tageszeit. Hinzu kommt seine genaue Beschreibung der sozialen Verhältnisse an Bord des Schiffes und die Herkunft der Passagiere. All diese genauen Beschreibungen führen zu einer authentischen Erklärung der Geschehnisse.
Dies gibt dem Leser das Gefühl, dass er selber anwesend ist und all diese Aspekte von Fontanes Ballade heben den Realismus seines Stückes hervor. Die genaue Beschreibung, wie sich der Steuermann opfert und sein eigenes Leben für die Unversehrtheit seiner Passagiere aufs Spiel setzt, ist eindrucksvoll.
Ende, ich hoffe, es hat Ihnen gefallen!
Erstellt von Elias Willner
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„Finden nicht Erfinden“ – (Unterm Birnbaum, Theodor Fontane)
Photo by cottonbro studio on Pexels.com Hallo liebe literarische Enthusiasten/- innen und Deutschlieberhaber/-innen. Ich wollte euch in diesem Blogpost über Fontanes epischen Text „Unterm Birnbaum“ informieren. Theodor Fontanes Novelle „Unterm Birnbaum“ ist eine spannende Geschichte über Verbrechen und Schuld. Die Handlung spielt im ländlichen Brandenburg des 19. Jahrhunderts in einem fiktiven Dorf in Teschechin im Oderbruch. Der Text dreht sich um das Ehepaar Abel und Ursel Hradschek, die eine Gastwirtschaft betreiben. Eines Tages beschließen sie, ihren reichen Kunden, den Viehhändler Wulkow, umzubringen und sein Geld zu stehlen. Sie locken ihn in eine Falle und ermorden ihn. Die Tat bleibt jedoch nicht unentdeckt und die Ermittlungen beginnen.
Fontane beschreibt die Figuren sehr detailliert und zeigt ihre Abgründe und Schwächen auf. Abel Hradschek ist ein egoistischer und gieriger Mann, der seine Frau und seine Mitmenschen manipuliert und betrügt. Ursel Hradschek ist hingegen eine unglückliche Frau, die sich von ihrem Mann unterdrückt fühlt und deshalb zur Mithilfe bei dem Mord bereit ist. Der Viehhändler Wulkow ist ein wohlhabender Mann, der sich aufgrund seiner Arroganz und Überheblichkeit Feinde gemacht hat.
Die Novelle beschäftigt sich auch mit dem Thema Schuld und Sühne. Abel Hradschek wird letztendlich für den Mord bestraft, aber er fühlt keine Reue oder Schuld. Ursel Hradschek hingegen bereut ihre Tat und beichtet sie am Ende. Die Geschichte endet mit der Feststellung, dass das Verbrechen letztendlich ans Licht gekommen wäre, auch wenn Ursel es nicht gestanden hätte.
Theodor Fontanes „Unterm Birnbaum“ ist ein Beispiel für die realistische Literatur des 19. Jahrhunderts. Der Realismus ist eine literarische Strömung, die sich auf die Darstellung der Wirklichkeit konzentriert, ohne sie zu idealisieren oder zu verklären. Fontanes Novelle zeigt mehrere Aspekte des Realismus:
Detailgenaue Beschreibungen: Fontane beschreibt die Figuren und ihre Umgebung sehr detailliert und gibt dem Leser das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr präzise und vermitteln dem Leser ein Bild vom ländlichen Brandenburg des 19. Jahrhunderts.
Realistische Figuren: Die Protagonisten in „Unterm Birnbaum“ sind keine idealisierten Helden, sondern fehlerhafte Menschen mit Schwächen und Abgründen. Fontane zeigt ihre Persönlichkeiten sehr realistisch und lässt den Leser ihre Handlungen nachvollziehen.
Soziale Realität: Die Geschichte spielt in einer ländlichen Gemeinde des 19. Jahrhunderts und Fontane zeigt die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen dieser Zeit. Er beschreibt die Gastwirtschaft der Hradscheks und den Viehhandel von Wulkow sehr genau und lässt den Leser in die sozialen Strukturen der Gemeinde eintauchen.
Kritik an der Gesellschaft: Fontane kritisiert in „Unterm Birnbaum“ auch die gesellschaftlichen Strukturen seiner Zeit. Die Geschichte zeigt, wie die soziale Hierarchie und die Ungleichheit zwischen Arm und Reich zu Verbrechen und Korruption führen können. Fontane zeigt auch, wie das Justizsystem und die Ermittlungen in solchen Fällen funktionieren und wie die Polizei und die Justiz oft unzureichend sind. Insgesamt ist „Unterm Birnbaum“ ein Beispiel für die realistische Literatur des 19. Jahrhunderts und zeigt, wie der Realismus in der Literatur genutzt werden kann, um die Wirklichkeit zu beschreiben und zu kritisieren.
Ich persönlich würde dieses Buch empfehlen, wenn ihr die literarischen Aspekte des Realismus besser verstehen wollt. Die Spannung in diesem epischen Text entsteht durch die Vorfreude, zu erraten, wie das Paar überführt wird. Ich hoffe, dass dieser Post in irgendeiner Weise hilfreich war.
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„Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 geschieht“ (Theodor Fontane)
Photo by Min An on Pexels.com Hallo an alle Leser und Literaturinteressierte,
dieser Bericht widmet sich dem Roman Der Stechlin von Theodor Fontane. Theodor Fontane war der bedeutendste Verfasser der Epoche des literarischen Realismus und natürlich beinhaltet auch dieses Werk viele Aspekte des Realismus, die ich, nach einer kurzen Vorstellung des Buches selbst, hervorheben will.
Der Stechlin entstand in den Jahren 1895 bis 1897, die Geschichte spielt ebenfalls zu dieser Zeit und wurde 1897/98 in der Zeitschrift Über Land und Meer erstveröffentlicht. Dieser Roman ist auch Fontanes letzter, da er einen Monat vor der Veröffentlichung starb. Die Buchausgabe des Romans besteht aus ungefähr 400 bis 500 Seiten, die in neun Abschnitte eingeteilt sind.
„Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 geschieht“, sagte Fontane selbst über sein Werk, was auf die ereignislose Handlung des Romans hindeutet. Hauptfigur des Romans ist der alte Major Dubslav von Stechlin, ein Adeliger aus der Brandenburger Mark, der am Anfang der Geschichte von seinem Sohn Woldemar besucht wird. Woldemar bringt zwei Freunde mit auf das Schloss seines Vaters und Woldemar und sein Vater reden über die Heiratspläne Woldemars, dieser geht jedoch den Fragen des Vaters aus dem Weg. Nach diesem Gespräch gehen die drei Freunde ein paar Bekannte in der Gegend besuchen, bevor sie nach Berlin zurückkehren. In Berlin besucht Woldemar Familie Barby, bei der er Interesse an den beiden Töchtern, Armgard und Melusine, zeigt. Nachdem sie Zeit miteinander verbracht haben, wird Woldemar von seiner Tante per Brief ermahnt, dass er doch eine märkische Adelige heiraten soll. Während dieser Zeit kandidiert Stechlin für den Reichstag, dies jedoch ohne Erfolg. Woldemar muss daraufhin auf Dienstreise und verlobt sich kurz nach seiner Rückkehr, Ende November, mit Armgard. Ende Februar findet die Hochzeit statt und nach dieser brechen die beiden zu einer Italienreise auf. Am Ende der Geschichte erkrankt Stechlin und man versucht ihn mehrfach auf unterschiedliche Weisen zu behandeln. Die Geschichte endet mit dem Tod Stechlins und seiner Beerdigung, bei der Woldemar und Armgard nicht da sein können, da sie sich noch auf ihrer Italienreise befinden. Bei ihrer Rückkehr ziehen sie in das Schloss ein.
Fontane beschreibt seinen Roman selbst als Zeitroman, in dem er den Fokus auf die Darstellung des Realismus legt, nicht den Inhalt selber. Es wird sich auf das Künstlerische spezialisiert und nicht auf die bloße Widerspiegelung der sozialen Realität. Im Roman sind viele Politiker, Künstler und Wissenschaftler als Figuren vorhanden, was den Zeitbezug des Realismus verdeutlicht. Auch die Thematisierung von sozialen und politische Problemen spielt mit in den Realismus rein. Zur Zeit der Veröffentlichung war Kaiser Wilhelm II. an der Macht, an dem Fontane ebenfalls Kritik übt, ohne jedoch seinen Namen zu erwähnen. Er lässt seine Figuren Aussagen tätigen, die seine Meinung gegenüber dem Staatsoberhaupt widerspiegeln. Auf diesen Punkt aufbauend enthält der Roman auch viele weitere historische Gegebenheiten.
Der Stechlin ist vielleicht kein spannendes Buch, jedoch eins mit vielen realistischen Aspekten, die durch die Gespräche gezeigt werden. Nicht viel Handlung, dafür aber um so mehr Kunst.
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„Manchmal ist es besser, wenn man sich ein bisschen dumm stellt. Dann kommt man weiter.“ (Frau Jenny Treibel, Theodor Fontane)
„Es ist immer gut, wenn man in der Lage ist, ein Spiel zu spielen, ohne es allzu ernst zu nehmen.“ (Frau Jenny Treibel, Theodor Fontane)
Theodor Fontane ist einer der bedeutendsten Vertreter des Realismus in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Sein Roman „Frau Jenny Treibel“ gilt als eines seiner Wichtigsten Werke und ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den Realismus.
Der Roman spielt in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs und beschreibt das Leben der Familie Treibel, die zu den wohlhabenden und wichtigen Familien Berlins gehören. Im Zentrum der Handlung steht Frau Jenny Treibel. Sie ist die Mutter des jungen Theodor Treibel, der sich in die Tochter eines Freundes seiner Eltern verliebt. Die Geschichte dreht sich um den Konflikt zwischen den beiden Familien und den Bemühungen von Frau Jenny Treibel, ihren Sohn mit einem anderen, reichen Mädchen zu verheiraten.
Die Beschreibung des alltäglichen Lebens ist typisch für den Realismus und Theodor Fontane legte großen Wert auf eine genaue Beschreibung der oberen Schicht Berlins. Er zeigt die Details des Lebens der Figuren sehr präzise. Die Figuren und ihre Motivationen und Verhaltensweisen werden gründlich untersucht. Ein weiteres wichtiges Element des Realismus ist die Verwendung von Dialogen. Im Werk sind die Dialoge sehr wichtig, da sie nicht nur dazu beitragen, die Handlung voranzutreiben, sondern auch die Charaktere zu entwickeln und ihre Beziehungen untereinander zu beschreiben. Theodor Fontanes natürliche und realistische Wiedergabe des Dialekts der Figur, erlaubt es dem Leser sich in die Handlung hineinzuversetzen. Zu den weiteren Merkmalen des Realismus gehört die Betonung der gesellschaftlichen Realität. Fontane beschreibt die sozialen Strukturen und Hierarchien in der Gesellschaft sehr differenziert und zeigt den großen Einfluss, den sie auf das Leben der Menschen haben. Im Roman ist die Bedeutung des sozialen Statuses sehr bedeutsam. Beziehungen, Familie und Ehe sind eng mit dem sozialen Status verbunden. Schließlich betont der Realismus auch die Bedeutung von Bildung und Wissen. Im Roman wird deutlich, dass Bildung und Wissen einen wichtigen Einfluss auf das Leben und die Handlungen der Figuren haben. Frau Jenny Treibel ist eine sehr gut gebildete Frau, die sich mit ihrem Wissen und ihrer Intelligenz von den anderen unterscheidet. So hebt sie sich gerade von anderen Frauen ihrer Zeit ab. Zudem gibt ihr Wissen ihr eine Machtposition, die sie nutzt um ihre Ziele zu erreichen.
Zusammenfassend zeigt sich somit, dass der Roman „Frau Jenny Treibel“ von Theodor Fontane ein ausgezeichnetes Beispiel für den Realismus ist. Fontane beschreibt das Leben der wohlhabenden Berliner sehr präzise und zeigt, wie das Leben der Menschen durch soziale Strukturen beeinflusst wird. Die Figuren sowie die Hintergründe ihrer Handlungen werden sehr genau beschrieben. Das Verwenden von natürlicher Sprache und Dialogen trägt dazu bei, dass der Leser sich in die Handlung hineinversetzen kann. Die Betonung von Bildung und Wissen zeigt, wie wichtig sie für das Leben der Menschen sind und wie man sie für eigene Zweck benutzen kann.
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„Tand, Tand,/ Ist das Gebilde von Menschenhand.“
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich von Süden.“
„Und ich vom Meer.“
„Hei, das gibt ein Ringelreihn,
Und die Brücke muß in den Grund hinein.“
„Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente Stund‘?“
„Ei der muß mit.“
„Muß mit.“
„Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand.“
Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut‘, ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu,
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin „ich komme“ spricht,
„Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburger Zug.“
Und der Brückner jetzt: „Ich seh einen Schein
Am anderen Ufer. Das muß er sein.
Nun Mutter, weg mit dem bangen Traum,
Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Zünd‘ alles an wie zum heiligen Christ,
Der will heuer zweimal mit uns sein, –
Und in elf Minuten ist er herein.“
Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
Und Johnie spricht: „Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie’s auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter: das Element.“
„Und unser Stolz ist unsre Brück‘;
Ich lache, denk ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elend alten Schifferboot;
Wie manche liebe Christfestnacht
Hab ich im Fährhaus zugebracht,
Und sah unsrer Fenster lichten Schein,
Und zählte, und konnte nicht drüben sein.“
Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut‘ ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel‘,
Erglüht es in niederschießender Pracht
Überm Wasser unten … Und wieder ist Nacht.
„Wann treffen wir drei wieder zusamm‘?“
„Um Mitternacht, am Bergeskamm.“
„Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.“
„Ich komme.“ „Ich mit.“
„Ich nenn euch die Zahl.“
„Und ich die Namen.“
„Und ich die Qual.“
„Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.“
„Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand.“
Die Ballade „Die Brücke‘ am Tay“ von Theodor Fontane handelt von dem tragischen Ende einer Katastrophe in Schottland im späten 19. Jahrhundert, als die Taybrücke durch ein Umwetter zerstört wurde und zahlreiche Menschenleben kostete.
Auf der Nordseite der Brücke warten der Brückner und seine Frau ängstlich wegen eine Unwetters auf die Ankunft des Zuges aus Edinburgh, in dem sich ihr Sohn Johnie befindet. Als der Vater den Lichtschein des Zuges am anderen Ufer erblickt, schwindet die Angst und macht der Freude auf das Wiedersehen Platz. Der Vater fordert die Mutter auf, alles für ein verspätetes Weihnachtsfest vorzubereiten.
Währenddessen denkt Johnie voller Stolz an die technische Qualität der Brücke, an ihre Sicherheit, die allen Naturgewalten, auch dem Sturm und den Wellen, trotzt. Johnie ist stolz auf den technischen Fortschritt und vertraut auf die Stabilität der neuen Brücke. Er erinnert sich an frühere Situationen, als man noch mit einem alten Boot übersetzen musste und manchmal nicht mal Weihnachten zu Hause feiern konnte, weil das Wasser zu hoch stand. Inzwischen hat der Zug fast sein Ziel erreicht, das Unwetter hat sich allerdings so ungeheuerlich entwickelt, dass die Brücke zusammenbricht und den Zug mitsamt den Passagieren in die Tiefe und alle in den Tod reißt.Eingerahmt wird die Ballade von dem Gespräch dreier Hexen, die für die Naturgewalten stehen und das Unglück planen und sich an dem, für sie glücklichen, Ausgang freuen. Die Ballade reflektiert ein historisches Ereignis und übt Kritik am technischen Fortschritt der Menschen.
Die Ballade „Die Brücke‘ am Tay“ kann aufgrund ihrer realistischen Darstellung einer Katastrophe, nämlich dem Einsturz der Eisenbahnbrücke über den Fluss Tay in Schottland im Jahr 1879, der Epoche des Realismus zugeordnet werden. Der Realismus zeichnete sich durch die Darstellung der Wirklichkeit und gesellschaftlicher Zustände aus und die Ballade spiegelt die zeitgenössische Atmosphäre und die wachsende Furcht vor der Technologie wider. Zudem werden die Natur und ihre Gewalt oft in realistischen Werken thematisiert, was auch in der Ballade zum Ausdruck kommt.
Die Ballade „Die Brücke am Tay“ von Fontane kann somit als Beispiel des literarischen Realismus angesehen werden, da sie eine nüchterne und sachliche Darstellung von Ereignissen und Erfahrungen bietet, ohne sie zu idealisieren oder zu dramatisieren.
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„Unser Seidentopf war ein archäologischer Enthusiast trotz einem, und ausgerüstet mit all den Schwächen, die von diesem Enthusiasmus so unzertrennlich sind wie die Eifersucht von der Liebe.“ (Prediger Seidentopf, Theodor Fontane)
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Heute stelle ich euch Theodor Fontanes Roman „Vor dem Sturm“ vor. Ich wollte den Zusammenhang des Realismus in Bezug auf seinen Roman verdeutlichen, da Fontane als einer der größten Vertreter des Realismus, ein Vorreiter seiner Zeit war.
Sein Roman „Vor dem Sturm“ ist eines seiner bekanntesten Werke und ist ein gutes Beispiel des Realismus in der Literatur, der im späten 19. Jahrhundert in Europa entstand. Der Realismus ist eine literarische Bewegung, die sich auf die Darstellung der Wirklichkeit konzentriert und versucht, die Welt in ihrer komplexen Art und Weise und den vielen Möglichkeiten darzustellen. In sich versucht der Realismus die Bedeutung der geschichtlichen und gesellschaftlichen Probleme zu porträtieren. „Vor dem Sturm“ spielt im Jahr 1812 in der preußischen Kleinstadt Netzig und erzählt die Geschichte einer Adelsfamilie aus Preußen, die unterschiedliche politische und gesellschaftliche Überzeugungen hat. Dabei steht der Roman vorbildhaft für die gesellschaftlichen Veränderungen, die im 19. Jahrhundert in Deutschland stattfanden. Die sozialen Verhältnisse und die politischen Umwälzungen werden genau geschildert und eingefangen. Der Roman ist somit ein wichtiger Beitrag zur realistischen Darstellung der deutschen Gesellschaft im 19. Jahrhundert, denn der Realismus will wirkliche Themen in den Fokus bringen.
In „Vor dem Sturm“ zeigt Fontane seine realistische Darstellung in vielen Aspekten. Einer dieser zentralen Aspekte des Werkes, den man dem Realismus zuordnen kann, ist seine Detailgenauigkeit und ein weiterer ist die Fähigkeit die Realität seiner Zeit wiederzugeben. Fontane hat sich zu seiner Zeit intensiv mit den historischen Ereignissen und der Realität zu seiner Zeit beschäftigt, um diese detailgenau dem Leser näher zu bringen. Fontane schafft es auch, seinen Charakteren eine hohe Authentizität zu verleihen, in dem er die Persönlichkeiten und die Handlungen mit viel Mühe akkurat ausarbeitet. Das hat zu Folge, dass ein realistisches Zeitbild entsteht und dem Leser das Gefühl vermittelt wird, ein Teil der Epoche zu sein und diese mitzuerleben. Ein weiterer wichtiger Aspekt in Fontanes Darstellung des Realismus ist die genaue Wiedergabe der historischen Realität, die in „Vor dem Sturm“ zum Vorschein kommt. Die Veranschaulichung der individuellen Erfahrungen und der Schicksale der Figuren verdeutlicht den Realismus in seinem Werk. Fontane veranschaulicht, wie unterschiedliche Menschen auf ähnliche Ereignisse reagieren und wie ihre Erfahrungen und Entscheidung bezüglich der Probleme in ihrem Leben unterschiedlich beeinflusst werden können. Die Figuren stehen im Mittelpunkt des Geschehens und werden detailgetreu beschrieben, ihre Handlungen wirken sehr menschlich, sind aber nicht tragisch und damit realistisch. Ein weiteres Merkmal des Realismus in seinem Werk ist der Kampf gegen die damalige Klassenstrukturen, die in der Gesellschaft fest verankert waren. Diese Prägung der Gesellschaft wird veranschaulicht und es wird gezeigt, wie die Menschen innerhalb dieser Struktur ihren Platz finden. Dabei werden die verschiedenen Schichten der Gesellschaft, vom Bürgertum hoch bis hin zum Adel, mit ihren jeweiligem Lebensumständen und ihre Wertvorstellungen dargestellt. Diesen Aspekt spiegelt Fontanes Verwendung von Dialekt und regionalen Ausdrücken wider, die dazu beitragen die Vielfalt der Gesellschaft aufzuzeigen. Teilweise erschweren diese, meiner Meinung nach, auch den Lesefluss, verstärken aber definitiv die Authentizität des Werkes.
Abschließend kann man auch die Sprache und Erzähltechnik von Fontanes „Vor dem Sturm“ dem Realismus zuordnen. Sein Stil ist klar und präzise, ohne dabei die Emotionen in den Hintergrund zu rücken. Es wird zudem eine nüchterne Sprache verwendet, die dennoch ausdrucksstark und fein abgestimmt bleibt. Fontanes Erzählweise ist nicht linear, stattdessen folgt sie den Entwicklungen der einzelnen Figuren, was dazu beiträgt, ein komplexes Bild der Gesellschaft zu schaffen. Auf Grund meines ersten Eindrucks würde ich das Buch selber lesen, wenn ich viel Interesse an den politischen und soziologischen Zuständen in der Gesellschaft im 19. Jahrhundert hätte. Das Werk schafft es zugleich idyllisch und realistisch zu sein und beschreibt viele interessante familiäre Konflikte im Adel.

„Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“
(Rainer Maria Rilke)